Gotische Kathedralen: der Kölner Dom – Open Data?

Kölner Dom um 1900

Kölner Dom um 1900

In Ergänzung des Artikels „Gotische Kathedralen – ein Open Data Projekt?“ soll heute ein weiterer gotischer Dom näher betrachtet werden: der Kölner Dom. Wie schon die Artikel über den Xantener Dom und die Kathedrale Notre-Dame de Paris sollen nicht nur die Pracht der einzelnen Bauwerke gepriesen werden, sondern Mut gemacht werden, das Wissen über die Gotik exemplarisch für andere Wissensbereiche in ein umfassendes Gotik-Open-Data-Portal zu fassen, nachdem in den letzten Jahren so viele Informationen im Internet als Text, Bilder, Filme usw. erschienen sind. Es soll das kulturelle Erbe digitalisieren und aktuelle Orientierung mit ewigen Werten in rastloser Zeit geben.

Geschichte

Köln fand vor über 2.000 Jahren unter römischer Besatzung Anschluss an die Zivilisation. Als Colonia (Kolonie) war es Teil der Grenze (Limes), die das römische Reich am Rhein enden ließ. Die Grenzbefestigung zog sich nach Norden bis nach Moers-Asberg (Asciburgium) und Xanten hin. Nach Xanten wollte eigentlich Varus (der vorher übrigens Statthalter des Imperiums Romanum in Syrien gewesen war) mit seinen drei Legionen ins Winterlager, als er im Teutoburger Wald (Germanien erforschend) von Arminius vernichtend geschlagen und seine Truppen aufgerieben wurden.

Wie für die Römer war Köln dann auch einer der wichtigsten Standorte nördlich der Alpen. Mit dem Raub der Gebeine der drei Heiligen Könige in Mailand wurde Köln dann auch eine wichtige Pilgerstadt. Pilgern war damals die gängige Form des Tourismus und auch wichtiger ökonomischer Faktor.

Die erste Phase des Dombaus dauerte von der Grundsteinlegung am 15.8.1248 bis zum Jahre 1528. Meister Gerhard hatte in Frankreich gotische Bauten studiert, Pläne für Köln entwickelt und angefangen zu bauen. Wie so oft begann man mit dem Chor, damit möglichst schnell Gottesdienste gefeiert werden konnten und Pilger bedient werden konnten. Ende des Mittelalters kam der Pilgerstrom (und auch die Kreuzzüge) zum Erliegen und 1528 wurde der Bau unvollendet eingestellt. Die Abbildung zeigt, wie bis in das 19. Jahrhundert der angefangene Dom das Stadtbild prägte

Zwischen Mittelalter und Neuzeit

Zwischen Mittelalter und Neuzeit

Die Säkularisierung Napoleons machte den Kölner wie auch den Parisern mit Notre-Dame schwer zu schaffen. Nur Pfarrkirchen durften noch betrieben werden. Viele andere Kirchen wurden enteignet, verkauft, geplündert. Der Kölner Dom wurde dann zur Pfarrkirche, der Bischof saß in Aachen.

Aber die zweite Phase kam mit den Preußen. Der Kölner Kaufmann Sulpiz Boisserée trieb als Kunstförderer voran. Er gewann als Förderer Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und als dieser König wurde, konnte der Weiterbau ab 1840 vorangetrieben. Finanziert vom Staate Preußen und privaten Spenden und Donationen von Stiftungen konnte 1823 mit Vorarbeiten begonnen werden und 1880 feierlich durch Kaiser Wilhelm I. eröffnet werden. Bemerkenswert sind mindestens zwei Punkte:

  • Karl Friedrich Schinkel schickte 1833 den Architekten Ernst Friedrich Zwirner als Dombaumeister. Schinkel beteiligte sich an vielen gotischen Projekten (z.B. auch Sanierung in Brandenburg an der Havel) und baute selber neogotisch, z.B. die Friedrichwerdersche Kirche in Berlin.
  • Der preußische Staat finanzierte die Fertigstellung des Kölner Doms. Das Motiv war die Schaffung eines nationalen Denkmals, auch zur Überwindung der Spaltung  zwischen Protestanten und Katholiken. Die Einweihungsfeier des Kölner Domes war aber eine sehr weltliche Veranstaltung unter weitestgehender Zurückhaltung der katholischen Kirche. Das hat sich mittlerweile wieder geändert.

Als dritte Phase kann man die Zeit seit Beginn des 20. Jahrhunderts auffassen, wo man zunächst begann, Verwitterungsschäden auszubessern und dann Kriegsschäden richten musste. Heute ist der Kölner Dom in einem stabilen Zustand: es muss immer irgendwo was repariert oder ausgebessert werden.

Zeittafel

Die Zeittafel gibt einen sehr gestrafften Überblick über die ersten beiden Bauphasen.

Zeittafel

Zeittafel

Lageplan

Der Lageplan in Google Maps zeigt die nahe Lage zum Rhein und dass der Kölner Dom einen eigenen Hauptbahnhof hat, der von den Reisenden auch für irdische Zwecke genutzt wird.

Köln: Dom und Hbf in 3D in Google Maps

Köln: Dom und Hbf in 3D in Google Maps

Die 3D Darstellung in Google Maps zeigt die Wuchtigkeit und Größe, mit der der Dom Köln überragt.

Gebäude und Ausstattung

Im Folgenden soll durch ein paar wenige (eigene) Bilder die Pracht des Domes angedeutet werden, sowohl was das Gebäude als auch die Ausstattung betrifft.

Der Vergleich der Grundrisse der Kathedrale von Amiens (oben) und des Kölner Doms (unten) zeigt, wie sehr sich Meister Gerhard auf seiner Frankreichreise hat inspirieren lassen. Im Osten umkranzen Kapellen den Chor. Im Osten ist das Chorhaus in beiden Häusern fünfschiffig, was in Köln auch für den westlichen Teil im Langhaus beibehalten wird. In beiden Kirchen finden wir ein ein wuchtiges, dreischiffiges Querschiff, in denen ein Südportal und ein Nordportal eingelassen sind. Im Westen stehen jeweils zwei Türme am Haupteingang. Erkennbar sind im Grundriss auch die seitlichen Strebepfeiler, die die Gewichtslast des Daches abführen müssen, die die Wände wegen der vielen und großen Fenster nicht tragen können. Dieser Kunstgriff macht die Kirchen im Gegensatz zu den romanischen Vorläufer heller. Das Licht des neuen Jerusalems im Himmel soll den aufsehenden Gläubigen im wahrsten Sinne erleuchten.

Grundrisse Amiens und Köln

Grundrisse Amiens und Köln

Im Kölner Grundriss ist auch die alte romanische Kirche eingezeichnet und die römische Stadtmauer. Man gut erkennen, um wie viel größer der gotische Bau gedacht wurde.

Türme

Nordturm

Nordturm

 

Südturm

Südturm

 

Südportal und Nordportal

Südportal

Südportal

Nordportal

Nordportal

Nordportal 2

Nordportal 2

 Hauptschiff, Seitenschiffe und Querschiff

Hauptschiff

Hauptschiff

Seitenschiff

Seitenschiff

 

Querschiff

Querschiff

Ausstattung

Drei Könige

Drei Könige

Die Reliquien der Heiligen Drei Könige ruhen in einem Schrein, der einer der weltgrößten Goldarbeiten ist.

Altar

Altar

„Der Agilolphusaltar ist nach dem Kölner Bischof Agilolf aus dem 8. Jahrhundert benannt. Er entstand um das Jahr 1520 und ist ein Antwerpener Retabel.“

Pieta

Pieta

Pieta

Das Motiv der Pieta ist im Kölner Dom mehrfach zu finden. Wikipedia: „Die Pietà (it. für „Frömmigkeit, Mitleid“, nach lat. domina nostra de pietate „unsere Herrin vom Mitleid“), auch Vesperbild genannt, ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus. Im Gegensatz zur Beweinung Christi liegt der Leichnam Jesu immer in Marias Schoß. “

Fenster

Mit der Gotik kamen große, verglaste Fenster auf. Der Kölner Dom weist eine Vielzahl bunter, historischer Verglasungen auf. Siehe auch Kölner Domfenster.

Fenster

Fenster

Orgeln

Der Kölner Dom besitzt vier Orgeln.

Orgel

Orgel

Hackathon „The next holy shit“

Rainer Maria Kardinal Woelki ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joachim Kardinal Meisner, der aus Breslau, Niederschlesien, kam, ein gebürtiger Kölner. Nach seiner Tätigkeit als Weihbischof in Köln war er als Erzbischof in Berlin an der Hedwigs-Kathedrale tätig, um dann zur Ablösung von Meisner zurück zu kehren. Woelki ist nicht nur politisch mutig, sondern hat auch den Kölner Humor (siehe z.B. Woelki der alte Büttenredner).

Auch ist er mutig, neue Wege zu den Menschen zu finden. So veranstaltete das Erzbistum im Oktober 2016 ein Hackathon unter dem Titel „The next holy shit„, über das die Medien wohlwollend  berichteten (Kölner Express: The next holy shit, Katholisch.de Hack the Erzbistum oder das Domradio.

Damit ist das Erzbistum Köln eigentlich in der Poleposition die Leadership für ein Gotik-Open-Data-Portal zu übernehmen. Noch vor dem Vatikan, der mit dem Petersdom noch zu jung für die Aufgabe ist. Wer, wenn nicht Köln?

Weitere Quellen

Webserver:

Bücher:

  • Arnold Wolff (überarbeitet von Barbara Schock-Werner): Der Dom zu Köln. ISBN 978-3-7743-0658-5. 4,90 €. 2015.
  • Christoph Baum,‎ Barbara Schock-Werner,‎ Johannes Schröer: Wie der Dom nach Köln kam. ISBN 978-3774306738.  2016.
  • Hrsg. Rolf Toman: Gotik. Bildkultur des Mittelalters von 1140 – 1500. ISBN 978-3-8480-0056-2. S. 124-129.
  • Martin Papirowski, Susanne Spröer: Giganten der Gotik – Die Baukunst der Kathedralen. ISBN 978-3-8321-9392-8. 2011
  • Hrsg. Rolf Toman: Gotik – Architektur Skulptur Malerei. ISBN 978-3-8331-5577-2.
  • Jürgen Kaiser: Gotik im Rheinland. Fotografiert von Florian Monheim. Greven Verlag Köln. 2011. 240 Seiten. 48 €. ISBN-13: 978-3-7743-0483-3. 230 farbige Abbildungen.
    Der Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat das Buch Ende 2011 in Köln vorgestellt. S.118-139.
  • Frank Schätzing: Tod und Teufel. Roman. Goldmann. ISBN 978-3-442-45531-7. 8,95 €.  Der Kriminalroman spielt im Köln des Jahres 1260, wo der Dombaumeister vom Gerüst stürzt. „Höllisch gut und teuflisch spannend!“

Filme auf YouTube:

Bildnachweise

  • Fotos: Wolfgang Ksoll
  • Zeichnungen: gemeinfrei (aus Wikipedia)
  • Karten: eingebettet von Google Maps

Ende

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