Gaia-X Summit

Am 18. und 19 November 2020 fand ein virtuelles Gaia-X-Summit statt. Ca. 4000 Teilnehmer von 180 Organisationen nahmen an der Online-Konferenz teil. An beiden Tagen referierten Politiker und Unternehmensvertreter. Die meisten Referenten kamen aus Deutschland und Frankreich. Arbeitssprache bei allen war aber Englisch.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wurde durch den Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombeck vertreten, der als Beauftragter der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt und Startups arbeitet. Er berichtete, dass neben Frankreich und Deutschland jetzt auch viele andere europäische Staaten bei Gaia-X mitarbeiten, neben 300 Firmen. Einige davon haben die Gaia-X-AISBL Foundation nach belgischem Recht gegründet, die die technische Plattform für Gaia-X betreiben wird, sowie die Entwicklung der Standards ohne Gewinnerzielungsabsicht (AISBL).

Die Themen sind weiterhin Privatsphäre und Souveränität europäischer Cloud-User. Open Source Software soll den User Hub steuern. 2021 sollen Use Cases implementiert werden, die zusammen mit Data Spaces für verschiedene Sektoren vom Staat mit 200 Mio. € gefördert werden sollen. Nationale Hubs sind vorgesehen. Für die Vorarbeiten werden von Deutschland 20 Mio. € bereitgestellt.

Weitere Vorträge und Podiumsdiskussionen folgten für einzelnen Sektoren: Banken und Versicherungen, Mobilität, Healthcare, Industrie 4.0, Elektrizität und Aerospace.

Am zweiten Tag eröffneten Vorträge der Cloud Service Provider das Summit. Dabei waren neben T-Systems und OVH aus Europa auch Hyperscaler aus den USA wie IBM, Amazon, Microsoft und Google, die zunehmend Interesse an Gaia-X finden. Teile der Presse waren über die US-Teilnehmer irritiert, da ja immer noch einer Zertifizierung nach DSGVO von US-Firmen der Cloud Act entgegensteht (siehe Referenz 1). Anders mag es aussehen bei der Speicherung und Verarbeitung ohne Personenbezug, wie z.B. IoT-Daten ohne Geschäftsgeheimnisse: Wasserqualitätsdaten in Stadtwerken, die auch als Open Data veröffentlicht werden sollen, oder Daten von Wind- und Sonnenergieerzeugung, die benötigt werden für eine rechtzeitige Abschaltung von Kohlekraftwerken, um die Netzfrequenz stabil zu halten. Siehe Redispatch 3.0 (siehe Referenz 2).

Der nächste Vortragsblock umfasste vier „Federation Services“ (Identity + Trust, Sovereign Data Exchanges, Federated Catalogue und Compliance) und eine Diskussion über Gaia-X Demonstratoren. Die italienische Ministerin Paola Pisano zeigte mit ihrem Beitrag das wachsende Interesse innerhalb der EU an Gaia-X. Insgesamt muss gesagt werden, dass auf dem Summit nicht so sehr technische Details im Vordergrund standen, aber hohes Commitment auf der Ebene von Ministern und CEOs gezeigt wurde, was ein Erfolg für Gaia-X darstellt.

Nationale Hubs, die Gaia-X Association, Policy Regeln und eine Roadmap schlossen die Veranstaltung am Nachmittag ab.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Gaia-X auch trotz Verzögerung des Releases auf Mitte 2021, ein Erfolg ist:

  • Auf hoher Ebene stehen Politik und Wirtschaft hinter dem Projekt
  • Das Interesse ist sehr groß, selbst bei US-Hyperskalern mit rechtlichen Problemen mit dem US Cloud Act
  • Die technischen und organisatorischen Spezifikationen schreiten voran, auch wenn sie in ihrer Komplexität Zeit brauchen

Es sieht so aus, dass Gaia-X auf dem Weg zum Erfolg ist ohne gesetzliche Aussperrung, sondern nur mit Setzen von Spezifikationen durch europäische Staaten und Unternehmen.

Referenzen:
1. https://www.handelsblatt.com/politik/international/cloud-projekt-partner-mit-fragezeichen-gaia-x-zieht-auch-umstrittene-unternehmen-an/26632572.html

2. https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Digitale-Welt/GAIA-X-Use-Cases/redispatch-30.html

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