Gotische Kathedralen: ein Open Data Projekt?

Votivkirche Wien

Gotische Kathedralen sind die größten Versammlungsgebäude der Welt mit Raumhöhen von 25 m und mehr, die von Baumeistern zwischen 1140 und ca. 1500 nach Christus für römisch-katholische Kulthandlungen errichtet wurden. Sie symbolisieren den kulturellen Kern und Höhepunkt des christlichen Abendlandes.

Dieser Artikel soll für ihre Schönheit begeistern, die historische Entwicklung der Bauformen schildern, die Einbettung in die kulturgeschichtliche Bedeutung zwischen der Romanik und der Renaissance darlegen, aber auch die Bedeutung für die katholische Kirche, die Politik, den Handel, Malerei und Musik skizzieren.

Es geht dann darum, dass wir mit den neuen Medien „mit Links, Videos, Bildern etc. ganz neue intellektuelle Inhalte schaffen können als Text und maximal Bildbände. Fußnotenliteratur kann diese Fußnoten gleich als Link auf das Original schreiben“ (Gunter Dueck), so dass wir unsere Exzellenz steigern. Dazu Schluss wird daher ein Projektvorschlag gemacht, wie mit neuzeitlichen Methoden, z.B. auch georeferenziert das Wissen über gotische Kathedralen (exemplarisch für andere Wissensgebiete) im Internet gebündelt werden kann, um es in Schule, Hochschule und anderswo neuartig und exzellent nutzen zu können.

Aufstieg zur Gotik

Unter den Römern in der Kaiserzeit hatten es die Christen schwer. Sie wurden verfolgt, die Römer hatten ihre eigenen religiösen Kulte und Götter (Iupiter usw.), wie die Germanen auch (Wotan usw.), und waren nicht erpicht auf Importreligionen aus dem Morgenland. Mit Kaiser Konstantin dem Großen änderte sich das 313 n. Chr., als in der Mailänder Vereinbarung Religionsfreiheit garantiert wurde.

Kathedrale der Heiligen Maria La Seu in Palma de Mallorca (Quelle: Ksoll 1996)

Während des Niedergangs des römischen Reiches, der durch die Völkerwanderungen zu einem Machtvakuum im Mittelmeerraum führt, übernahm die katholische Kirche immer mehr Institutionen des Römischen Reiches. Aus dem Pontifex Maximus des römischen Götterkults wurde (bis heute) der oberste Machthaber der Katholiken: der Papst. Der Amtssitz Rom wurde auch übernommen sowie einige liturgische Elemente.

 

Rathaus Münster (Wikipedia: Florian Adler (schlendrian))

Bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahre 800 n. Chr. haben sich die Katholiken weiterentwickelt von einer verfolgten jüdischen Sekte, deren Gründer von den Römern in Jerusalem ans Kreuz genagelt wurde, dem standardisierten Tötungswerkzeug der Römer, mit dem sie im Jahre 71 v. Chr mit 6.000 getöteten Gefolgsleuten des aufständischen Sklaven Spartakus die Via Appia zur Abschreckung pflasterten, zu einer kirchlichen Macht, die zwingend notwendig war zur Krönung des Kaisers des heiligen Römischen Reiches. Zwar war Karl dann gesalbter und gekrönter Kaiser (wie auch die Könige vom Klerus gesalbt werden mussten), aber die weltliche Macht zerbröselte und verteilte sich unterhalb der Könige des Reiches auf Herzöge, Grafen und Ritter.

Die Grafen und Ritter setzten sich selbst als Ordnungsmacht und Grundherren ein und ließen andere Leute für ihren Wohlstand arbeiten. Als die Völkerwanderungen nachließen und neue Waldgebiete in Frankreich und Germanien gerodet wurde, kam es zu einer erheblichen Steigerung der Produktivität der Landwirtschaft, die aus ihrem Überschuss den Wohlstand von Klerus, Adel und Rittertum steigerte. Auch der Handel mit Gewürzen und Tuch ließ den Wohlstand wachsen, wodurch die Städte auf blühten.

Als Kathedrale bezeichnet man im Abendland die Kirche am Sitz des Bischofs, wo seine Cathedra steht aus der heraus er lehrt. Der Begriff wird aber nicht einheitlich gebraucht. In manchen Gegenden sagt man regionalspezifisch Münster, in manchen Sprachen lieber Basilika oder auch Dom (von domus (lat.) = Haus, wobei nicht jeder Dom eine Kathedrale ist). Der Begriff Tempel wird eher selten in der Christenheit gebraucht.

Hochzeit des Katholizismus in der Gotik

Saal im Hochschloss der Marienburg des Deutschen Ordens in Polen (Wikipedia: Dr. Wilfred Krause)

Nach der Jahrtausendwende verlagerte sich der Schwerpunkt des Abendlandes vom Mittelmeer weg in die nördlicheren Teile. Handel wurde nicht nur zwischen Venedig und Genua mit dem Süden getrieben, sondern auch mit Brügge als Zentrum nach London, Lübeck und über Gotland in den kalten Osten (Riga, Reval, etc.), wo die Ritter des Deutschen Ordens die Barbaren christianisierten und für sich arbeiten ließen, wie später die ostelbischen Junker (siehe auch meinen Artikel „Doppik?„). Zahlreiche neue Städte wurden gegründet. Die Landwirtschaft wurde immer produktiver, so dass immer mehr Menschen ernährt werden konnten, die aber nicht alle in der Landwirtschaft benötigt wurden.

So wuchsen zahlreiche Ritterorden (Malteser, Johanniter, Templer, Deutscher Orden) und kirchliche Orden (Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner, Zisterzienser, Waldenser, Katharern, usw.). Letztere lebten in Klöstern oder arbeiteten als Kanoniker an den Bischofssitzen. Dabei hatte der Klerus mehrere Finanzquellen:

  • eigenen Grundbesitz, der durch Erbschaften auch schnell wuchs,
  • Spenden von Rittern, die sich als Grundherren ohne Salbung göttlich Gunst erkaufen wollten
  • Spenden von Kaufleuten, die trotz dogmatischen Zinsverbots bei Christen und Moslems auch mehr und mehr vom Bankgeschäft lebten und gegen Zins auch Geld verliehen, die sich dann auch göttliche Gunst durch Spenden zu kaufen suchten
  • und Spenden der einfachen Leute (Bauern, Handwerker).

Durch immer tieferes Verweben mit der weltlichen Macht und bei bester Finanzlage war der katholische Klerus in der Lage, das Geschehen zu bestimmen:

  • der Klerus hatte das Bildungsmonopol und bestimmte, wo Schulen hin kamen und was gelehrt wurde (Könige, Herzöge, Grafen und Ritter konnten in der Regel nicht lesen und schreiben)
  • durch Inquisition und Hexenverbrennung wurde die Bevölkerung dezimiert und Ungläubige ausgerottet,
  • überschüssige Kraft von überflüssigen jungen Adeligen und Rittern wurde in einigen Kreuzzügen abgebaut, so dass der Klerus zu Hause schalten und walten konnte wie er wollte
  • und zur Preisung Gottes konnten am Sitz des Bischofs, wo seine Kathedra stand, eine Kathedrale errichtet werden wie sie in der Romanik nie gesehen worden war.

Kathedrale Saint-Denis (Wikipedia: fk)

1140 verorten viele den Beginn der Gotik, als der  Abt Suger in Saint-Denis (nördlich von Paris) seine Kathedrale neu gestalten ließ. Davon später mehr. Aber es war in Frankreich, wo sich die Gotik ausbreitete, nach Deutschland und England fand, und sich auch im Süden dann ausbreitete nach Italien, Spanien und Portugal. Es war das erste mal, dass ein einheitlicher Baustil sich über ganz Europa verbreitete, ohne die Koordination der weltlichen Macht. Auch der Papst verlagerte seinen Sitz in der Gotik für mehrere Jahrhunderte seinen Sitz nach Avignon Frankreich. In der Nähe von Carcassonne wüteten schlimme „Ketzer“-Verfolgungen und -Vernichtungen. In schnellem Wettbewerb schossen hoch aufragende Kathedralen in den Bischofssitzen in die Luft, die das Landschaftsbild prägten. Der Katholizismus war auf der Höhe seiner Ausprägungen. Europa hatte sich erstmals zu zeigen gegeben durch einheitliche Religion und Baustil.

Veränderung des Katholizismus

1342 klopfte über Schiffe kommend die Pest in Europa an und dezimierte die Bevölkerung. Für den Katholizismus aber waren schlimmer die inneren Reibereien ab ca. 1500. Zwar wuchs die Zahl der Katholiken durch militärische Erbeutungen Spaniens und Portugals in der Neuen Welt in Südamerika schnell und hatte Königin Isabella I. von Kastilien durch brutale Vertreibung (Alhambra-Edikt 1492) von Moslems und Juden (die sogar Asyl in der Levante durch den osmanische Sultan Bayezid II bei den Moslems fanden, wenn sie nicht wie die Meisten in den Maghreb hauptsächlich nach Marokko oder gar in die neue Welt gingen )  sowie gnadenlose Inquisition die spanische Monarchie auf fundamentalistischen Katholizismus getrimmt, aber das himmlische Reich zerbrach.

Papst Alexander VI. (ein spanischer Borgia) fröhnte mit mindestens vier von ihm gezeugten Kindern (u.a. Lucrezia) weltlicher Lust, war Kriegsherr und auch weltlicher Fürst. In den Gauen brodelte es: in Florenz gelang es dem fundamentalistischen Dominikaner Girolamo Savonarola, der zurück zu den Werten der Bibel wollte, die Bankiersfamilie Medici zu vertreiben, wurde aber von Alexander VI. seinerseits wieder bekämpft und als Ketzer 1498 hingerichtet.

Käfige der Wiedertäufer an der Lamberti-Kirche Münster (Rüdiger Wölk)

In Münster/Westfalen übernahmen in den 1530er Jahren die Wiedertäufer (Jan van Leiden aus Holland, Bernd Knipperdolling und Bernd Krechtig) die Macht, errichten als katholische Fundamentalisten eine neue Herrschaft nach altem Ritus, wobei die dramatische Differenz zwischen ideologischem Anspruch und pragmatische Ausführung erheblich an die DDR in Wandlitz erinnert. (Siehe auch den Roman Kristus von Robert Schneider: „Das anfänglich als Gottesstaat von Gleichheit und Gerechtigkeit intendierte Königreich geriet zur gewalttätigen Despotie“). Franz Graf von Waldeck, weltlicher Herr und Bischof von Münster und Osnabrück  bereitete dem Spuk ein Ende und die Katholiken echauffierten sich (statt den Herrn zu preisen), nach Haft in Bad Iburg die Leichen der Rädelsführer an der ab 1345 gebauten hochgotischen Lamberti-Kirche in Käfigen zur Abschreckung aufzuhängen, wo die Käfige heute noch zu finden sind (siehe Foto von Rüdiger Wölk aus Münster).

Stadtkirche Wittenberg (Quelle: Ksoll, 2009)

Luther in Wittenberg war erzürnt, als er die Finanzierung des Petersdom durch einen Ablasshandel in Rom wahrnahm (und dennoch für seinen Vater bezahlte). Aber auch er wollte das Christentum aus dem Prunk und der Pracht wieder zu Bescheidenheit und Demut zurückführen. Die Christen zerfielen in zwei große Fraktionen, im 17. Jahrhundert bekämpfte man sich im Dreißigjährigen Krieg bis aufs Blut und endete im Westfälischen Frieden 1648 mit einer Trennung von Kirche und Staat. Im 19. Jahrhundert verringerte Napoleon das Vermögen der Christen in der Säkularisierung erheblich.

Im 21. Jahrhundert sind von den 80 Mio. Deutschen noch 30 Mio. Katholiken und davon sind 10%, also 3 Mio., regelmäßige Kirchgänger. Heute betreiben einige Bistümer Rückbau. Zu großen Kathedralen reicht es in Europa nicht mehr und den Kirchen fällt es schwer, die prachtvollen Bauwerke zu erhalten. Das war in der Gotik völlig anders.

Bauformen der Kathedralen

Der Abt Suger in Saint Denis (nördlich von Paris in der Île de France) gab 1140 eine neue Kathedrale in Auftrag. Dabei sollte die eher plumpe romanische Architektur mit dicken Mauern, kleinen Fenstern und recht niedrigen Decken aufgebrochen werden. Die Kathedrale sollte mehr in die christliche Theologie gestellt werden. Der Bau sollte aufwärts zum neuen Jerusalem im Himmel streben und Licht sollte in die Kirche fluten und die Gläubigen erleuchten. Der Bau sollte in den Himmel streben.

St.-Petri-Dom in Bremen (Quelle: Ksoll, 2010)

Dafür bedurfte es völlig neuer Techniken, um 20-25 m hohe Hauptschiffe zu bauen. Trotz zunehmender Höhe mussten die Mauern geschwächt werden, damit große Fenster das Tageslicht einlassen konnten. Die Architekten, die sich aus den Baumeistern rekrutierten, mussten ihre Erfahrung erweitern, um solche nie gekannten Höhen zu erreichen. Zwar waren die Baumeister in Mathematik geschult, insbesondere der Geometrie, aber einerseits fand die arabische Algebra nur schleppend den Weg in die Christenheit und andererseits konnte die Statik noch nicht gerechnet werden, da Newton erst viel später die Naturgesetze formulierte. Doch mit aristotelisch geschultem Verstand wagten sich die Baumeister an die großen Herausforderungen.

Deutlichstes Merkmal gotischer Bauweise sind die spitzwinkligen Fenster, die aus der Konstruktion zweier Kreisbögen resultieren, die tragfähiger sind als der romanische Rundbogen. Ineinanderlaufende Kreisbögen finden sich auch im Gewölbe und im Maßwerk der Fenster. Sie bieten höhere Standfestigkeit und prägen die gotische Ästhetik.

Ihren Namen bekam die Gotik in der Renaissance durch den italienischen Kunsttheoretiker Giorgio Vasari. In alter römischer Arroganz sprach er undifferenziert über die Barbaren „trans alpina“ (Jenseits der Alpen). Die Goten waren eines der Völker, die während der Völkerwanderung die Italien beglückten, hatten aber mit den Kunstformen, die sich im 12.ten Jahrhundert in der Île-de-France entwickelten überhaupt nichts zu tun.

Grundrisse und Fassaden

In der Gotik wurde die Kathedrale eine Verbildlichung der christlichen Ideenwelt des Neuen Testamentes. Zunächst muss die Kirche in Ost-Westrichtung ausgerichtet sein. Im Osten steht der Altar und ist umgeben von einem Chor. Im Hauptschiff versammelt sich die Gemeinde und im Westen tritt sie durch drei Pforten (wegen der Dreifaltigkeit) ein. In der Regel findet man an der Pforten auch Türme die bis zu über 100 m in den Himmel ragen. In Nordsüd-Richtung sind ein oder mehrere Querschiffe eingelassen, so dass sich ein Kreuz ergibt. Das Hauptschiff kann durch Nebenschiffe ergänzt werden. Der Kölner Dom hat fünf Schiffe. Dadurch ergeben sich genügend Flächen für königliche Grablegungen und Seitenkapellen, in denen bei hohem Verkehr mehrere Messen gleichzeitig gefeiert werden.

Man darf sich gotische Kathedralen nicht leer und verlassen wie heute vorstellen. Damals gab es weder Rathäuser noch Opern oder Theater. Die Kathedrale war der gesellschaftliche Mittelpunkt der Stadt, in dem sich Liturgie, Handel und Bankgeschäfte abspielten, wie schon von Jesus berichtet wurde, als er die Geldwechsler aus dem Tempel warf.

 

 

Über dem Hauptportal fand sich meist eine Rosette, die an der Westseite Licht in das Mittelschiff einströmen ließ und deren Symbolik als Rose auf die Jungfrau Maria hinwies.

Hauptschiffe und Chöre

Wenn der Gläubige im Westen durch das Portal schritt, sah er im Osten im Hauptschiff den lichtdurchfluteten Chor mit dem Altar. Rund um den Chor waren fast keine Mauern, sondern nur Fenster. Die Fenster über dem Mittelschiff und das Gewölbe gaben dem hoch aufstrebenden Gebäude ein fast graziles Aussehen, als wenn man mit Leichtigkeit in den Himmel zum neuen Jerusalem streben könnte. Auch heute ist es noch völlig ungewöhnlich, Versammlungsgebäude von 25 m Raumhöhe und höher zu haben. Griechische und römische Tempel war meist nicht höher als 10-15 m im Versammlungsraum, bis auf das Pantheon in Rom mit 42 m lichter Höhe in die Kuppel hinein.

 

Schon der Weg vom Hauptportal zum Altar und zum Chor hin war ein liturgischer Akt, der zum Licht hin führte. Die anmutige Höhe verstärkte den erhabenen Effekt, durch dei Architektonik in den Himmel zu streben, zum Neuen Jerusalem. In der zweiten Hälfte der Gotik kamen auch mystische Effekte hinzu. Der Baukörper bestand aus (meist hellem) Naturstein aus der jeweiligen Gegend. Neuere Forschungen in der Île de France haben ergeben, dass die Wände außen und innen wie griechische und römische Tempel angemalt waren. Ocker die Steine, die Fugen heller. Im norddeutschen Raum mangelte es an tragfestem Naturstein (Kalkstein, Sandstein). Deshalb findet man hier die sogenannte Backsteingotik, die gebrannt Tonziegel verwendete mit Ton, den man auch im märkischen Sand fand.

Votivkirche Wien – Chor im Osten (links) und Portal im  Westen mit Rosette (rechts)

Fenster und Maßwerk

In den Fenstern erschufen die Baumeister zwei neue Kunstformen. Zum einen wurden die Fenster verglast. Anfangs wirkte man mit buntem Glas Figuren aus dem Neuen Testament ein, später ließen sich auch Gönner und Spender verewigen. Manche Fenster (und Wände) sind über die Jahrhunderte nachgedunkelt, so dass der helle, Licht spendenden Eindruck gemindert wurde. Zum anderen wurde in die Fenster geometrisches Maßwerk eingewirkt. Neben Mörtel wurde zum Verbinden der Einzelteile Eisendübel verwendet, die mit Blei ausgegossen wurden. Die Figuren basierten aus harmonischen Geometrien, die die Handwerker  sich im Studium der Mathematik der Griechen und Araber, was selten zum Kanon der katholischen Schulen und Hochschulen gehörte.

Die Architektur basierte zwar auf Zeichnungen, aber nicht auf maßstabsgetreuen Baupläne. Die Handwerker hatten erheblich Kopfarbeit zu leisten. Mittels Schablonen erleichterten sie den Serienbau, schufen mit vorgefertigten Einzelteilen komplexe Geometrien und gingen sogar so weit, schon im Steinbrauch mit Schablonen Einzelteile vorzufertigen. Hier finden sich erst industrielle Fertigungstechniken, die sich im Laufe der Gotik perfektionierten, als Kathedralen in Serie gebaut wurden.

 

Die Gewölbe wurden aus Kreuzrippen ausgeprägt, bei denen zunächst die zusammenlaufenden Rippen gemauert wurden und dann die Flächen dazwischen. im Laufe der Zeit kamen immer feinere Ornamente zum Einsatz wie z.B. im Perpendicualar Style der Säulen im Braunschweiger Dom.

Strebewerk

Da die tragenden Mauern dünner als in der Romanik wurden und durch viele Fenster durchbrochen waren, mussten die Dachlasten anders abgeführt werden. Die Schubkräfte, die sich aus Gewölbe und Dach ergaben, wurden in seitliches Strebewerk abgeleitet.

 

 

Nur sehr wenige Kathedralen stürzten je ein. Im Gegenteil: anders als Schrottbauwerke der Neuzeit wie der Palast der Republik, das ICC oder der Steglitzer Kreisel in Berlin, die schon nach 30 Jahren Standzeit abrißreif und sanierungsbedürftig waren, haben gotische Kathedralen jetzt schon Standzeiten  von bis zu 870 Jahren erreicht.

Wasserspeier, Fialen und Strebewerk an der Votivkirche Wien (Quelle: Wolfgang Ksoll)

Im oberen Bereich des Strebewerkes wurden auch zahlreiche Verzierungen eingebracht. Die Wasserspeier, die das Regenwasser des Daches abführten, wurden meist als gruselige Monster aus der Apokalypse, der geheimen Offenbarung des Johannes, entnommen (sehr schön an der Kathedrale La Seu in Palma de Mallorca).

Skulpturen

Skulpturen an der Pforte Notre Dame Paris (Wikipedia: Beckstet)

Als weitere Verzierung wurden zahlreiche Skulpturen, insbesondere an den Portalen, angebracht. In der Anfangszeit zeigten sie Figuren aus der christlichen Ideenwelt: Personen, Engel, Fabelwesen. Später kamen auch noch Darstellungen von Personen des Klerus oder der stiftenden Adeligen oder Bürger hinzu. Mit zunehmendem Selbstbewusstsein kam es auch dazu, das sich die Künstler selbst verewigten. Stand am Anfang noch ein Einfluss byzantinischer Vorbilder, wurde gegen Ende der Gotik der Weg zur realistischen Darstellung des Menschen in der Renaissance frei.

 

 

Skulpturen Votivkirche Wien (Quelle: Wolfgang Ksoll)

In der späten Gotik wurde auch der Kontrapost in Skulpturen wieder eingeführt, den schon die Antike kannte. Dabei wird auf einem Bein gestanden, mit dem anderen „gespielt“. „Gegenüber den eher statisch wirkenden Skulpturen früherer Epochen gelang es mit dem Kontrapost, zugleich Last und Unbeschwertheit, Ruhe und Bewegung sowie Gebundenheit und Freiheit des menschlichen Körpers auszudrücken. “ (Wikipedia)

Profane Gotik-Bauwerke

In den Stadtstaaten der Toskana und in Umbrien kamen mit dem Wandel des Schwerpunktes vom Klerus zum Bürgertum profane Bauwerke auf. 1296 entstand der Palazzo dei Priori in Perugia, 1297 den Palazzo Pubblico in Siena, 1299 den Palazzo Veccio in Florenz. Für Kundgebungen und Empfänge der Republik Florenz  baute man sich 1376 die Loggia dei Lanzi, 1377 in Brügge das Rathaus, 1380 La Llotja in Barcelona, 1384 in Bologna der Palazzo della Mercanzia, 1386 in Poitiers den Justizpalast in gotischem Stil.

In einigen Gegenden hat sich die Begeisterung für die Gotik sehr lange gehalten. In Wien wurden noch im 19.ten Jahrhundert in neugotischem Stil die Votiv-Kirche und das Rathaus gebaut.

 

Eines der schönsten gotischen Profanbauwerke ist der Dogenpalast in Venedig.

Dogenpalast in Venedig – Vorn: Der Sündenfall von Adam und Eva (Quelle: Wolfgang Ksoll)

Malerei

Auch die Malerei erfuhr in der Zeit der Gotik einen dramatischen Wandel. so ab es zu Jahrtausendwende fast nur Darstellungen, die auf byzantinischer Ikonographie fußten. Die Objekte waren alle aus der biblischen Geschichte. Sie waren nicht realistisch dargestellt, sondern funktional. Sie hatten eine zu entschlüsselnde Bedeutung. Im Katholizismus war es im Gegensatz zum Judentum auch erlaubt, Gott selbst darzustellen, so dass zahlreiche Bildnisse eines älteren Herrn mit weißem Bart entstanden.

Die Bedeutung von Licht und Farbe in den Bildern änderte zu hin zu hellem Licht und kräftigen, symbolischen Farben (siehe auch Umberto Eco: Die Geschichte der Schönheit. Kapitel IV: Licht und Farbe im Mittelalter).

Der berühmteste Maler dieser Zeit war der Florentiner Giotto (1266-1337), der zwar noch weiter religiöse Motive malte, aber bei Farbe und Perspektive neue Wege schuf.

Giotto: Exorzismus der Dämonen (Wikipedia: gemeinfrei)

Da als Auftraggeber zunehmend Mäzene wie Adelige, Ritter oder Kaufleute auftraten, entwickelte sich das Bedürfnis, nicht nur biblische Gestalten darzustellen, sondern auch die Mäzene. Erst eingebaut in biblische Szene, später davon losgelöst.

Gegen Ende der Gotik klopfte dann immer mehr die Renaissance an und man wandte sich von der biblischen Darstellung zur Darstellung der realen Menschen, dann auch in perspektivischer Darstellung, die zunehmen realistisch wurde, wie man z.B. bei Michelangelo und später bei  Caraveggio sehen kann.

Musik

Um 1000 n. Chr. herum beherrschten einstimmige gregorianische Choräle den liturgischen Gesang in Klosterkirchen und Kathedralen. In der gotischen Zeit wurden die gregorianischen Choräle mehrstimmig (und im Zivilleben kamen die Minnesänger auf).

Neue Orgel von 1991 im Stephansdom in Wien (Quelle: Wolfgang Ksoll)

In der Gotik fanden erste Orgeln ihren Weg in die Kathedralen. Karl der Große hatte in der Romanik Orgeln mit Blockwerken (alle Töne einer Art gleichzeitig ohne Register) eingeführt, die dann bis zur Frührenaissance ausreiften.

Manche gehen so weit zu sagen, dass sich Architektur und Musik gegenseitig bedingen. „Gotische Kathedralen und Klosterkirchen zeigen musikalische Zahlenverhältnisse in den Hauptmaßen von Grundriss und Fassade“ heißt es in „Musik und Architektur“ in Wikipedia dazu. Umberto Eco führt dazu aus, dass schon Pythagoras bei den Proportionen mathematische Beziehungen der Tonhöhen als Maß für das Schöne untersuchte, was Boethius im 6. Jahrhundert in das Mittelalter brachte.

Mit Chor und Orgel kann dann großen liturgischen Ereignissen ein würdiger Rahmen gegeben werden.  Noch heute sind Orgelwerke von Bach (z.B. 8.10.2011 im Stephansdom in Wien) oder Requiems von Mozart  (31.10.11 Stephansdom), Brahms (29.10.11 im Stephansdom) oder Haydn in einer Kathedrale absolute Höhepunkte abendländischer Hochkultur, die der gotischen Pracht zur vollen Entfaltung verhelfen.

Würdigung

Die Architektur der gotischen Kathedrale markiert symbolisch den Höhepunkt des christlichen Abendlandes. Der Katholizismus hatte in den Jahren 1140 bis 1500 seine Blütezeit. Die Entwicklung wurde nicht geprägt im Mittelmeerraum durch Palästina, Griechenland, Rom) sondern im Kernland Europas: Frankreich, Deutschland, England, Italien. In mehreren Phasen perfektionierten sich unterschiedliche Nuancen:

Frühgotik Hochgotik Spätgotik
Frankreich 1140–1200 1200–1350 1350–1520
Italien seit 1200
England 1170–1250
Early English
1250–1350
Decorated
1350–ca. 1550
Perpendicular,
Flamboyant
Deutschland 1220–1250 1250–1350 1350–ca. 1520/30

Anders als im Römischen Reich, wo durch eine zentrale politische Macht alle eroberten Städte nach gleichem zentralen Stil errichtet wurden (man denke an Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) oder gar an Karthago, dessen punischer Kern vollständig zerstört wurde, um eine römische Stadt zu bauen), wurde in der Gotik in ganz Europa unabhängig vom politischen Herrscher aufgrund einer Weltanschauung in einem einheitlichen Stile Kathedralen gebaut, die als Bischofssitz den Ortskern und das städtische Leben prägten. Die Gotik fand im Mittelalter auch nur in Europa statt. Sie ist der Ausgangspunkt für das europäische Denken, das in der Renaissance große Teile der Welt eroberte.

Projektvorschlag

Die Zeit, in der die katholische Kirche in Europa reale Kathedralen baute, ist vorbei. Heutige Kathedralen werden virtuell im Internet gebaut. Sie mögen Wikipedia, Facebook, Google, Youtube oder Ebay heißen. Es sind ebenfalls brillante Erfindungen, die für den größten Teil der Menschheit kulturbestimmend sind. Aber wenn wir uns fragen, ob wir uns umfassend im Internet z.B. über die Gotik informieren können, so stellen wir einerseits fest, dass wir eine Fülle von Material wie in einer Bibliothek finden, aber keine Themenschwerpunkte.

Gunter Dueck, früherer CTO bei der IBM und Professor für Mathematik, sagte in vielen Vorträgen, dass wir trotz guter Erfolge noch lange nicht mit dem Internet machen können, was möglich wäre. Wenn in der Schule Themen wie Shakespeare oder Goethe behandeln, lehren wir nach alter Väter Sitte: Reclam-Heft und als Interpretation sollte man sehr genau die Meinung des Lehrers beobachten wenn man ein Numerus-Clausus-Fach studieren will.

Wir könnten das genau so gut auch machen, dass wir von Goethe alle möglichen Originaltexte (eingescannt), Übersetzungen, Kommentare, Verfilmungen, Vertonungen und Material über den kulturellen Hintergrund sammelten und im Internet an einer Stelle bereitstellen, damit Schulklassen in einem Shakespeare-Projekt ihre Exzellenz und emotionale Intelligenz im Team schärften.

Es geht darum, das wir mit den neuen Medien „mit Links, Videos, Bildern etc. ganz neue intellektuelle Inhalte schaffen kann als Text und maximal Bildbände. Fußnotenliteratur kann diese Fußnoten gleich als Link auf das Original schreiben.“ (Dueck).

In dem Vortrag „Bildung und Mensch im digitalen Zeitalter“ erläutert Gunter Dueck seine Kritik am deutschen Bildungssystem, das im Internet noch nicht angekommen ist und zeigt Wege zur Exzellenz (23 Minuten, auf das Bild klicken zum Abspielen oder hier http://www.youtube.com/watch?v=Optk-gYgFo8 suchen, Goethe ab 7:45 min):

YouTube-Video Gunter Dueck (genannt wilddueck)

Dieses Bereitstellen möchte ich gerne exemplarisch an der Thematik Gotik in einem Projekt mit einem Internetportal machen. Wie soll das aussehen?

Zunächst einmal stelle ich mir vor, dass wir auf einer Landkarte alle bedeutenden gotischen Bauwerke einzeichnen. Gut wäre Google Maps oder Bing Maps, besser eine Integration in Google Earth™. OpenStreetMaps wäre zweite Wahl, da dort weniger Funktionalitäten und Zusatznutzen vorliegen. Vom Interface her könnte das so aussehen, wie in schon in dem Artikel „Mit Google-Earth™ die Welt erforschen“ beschrieben haben:

Interface von Google Earth

In der Mitte findet man das geografische Gebiet, das einen interessiert. Links kann man Themen selektieren. Hier könnte man Themen wie Gotik, Romanik oder Renaissance oder Goethe, Shakespeare oder Aristoteles selektieren (wenn es Sinn macht). Oben ist der Zeitschieberegler wie bei einem Video. In der Gotik könnte ich im Jahre 1140 anfangen und dann automatisch wie in einem Video oder von Hand zeigen lassen, wie die Gotik sich in Europa ausgebreitet hat.

An jedem Fundort kann ich dann das Fundobjekt anklicken und erhalte eine Webseite mit allen zur Verfügung für das Objekt stehenden Daten. Hier kommt dann der multimediale Aspekt über Wikipedia hianus zum Tragen. Was soll dann angezeigt werden?

  • Natürlich Open Data auch aus Wikipedia
  • Andere Texte zum Internet wie dieser über den Kirchenbau aus Tschechien: Die gotische Kathedrale
  • Freie Fotos auch aus Panoramio, die ja heute schon in Google Maps und Earth™ georeferenziert sind
  • Google Maps und Earth natürlich nicht nur Satellitenaufnahmen sondern auch 3D-Modelle und 3D-Fotografien (wie zum Beispiel bei der Kathedrale des Meeres in Barcelona in den Artikel „Mit Google-Earth™ die Welt erforschen
  • Touristische Informationen (Wann ist die Kirche auf zur Besichtigung?)
  • Sachbücher zum Thema (siehe Literaturverzeichnis)
  • Belletristik zum Thema (siehe Literaturverzeichnis)
  • Wissenschaftliche Literatur zum Thema aus den Bereichen Architektur, Bauwissenschaft, Kunst, Theologie, Philosophie, Musik, …
    (obwohl es hier besonders schwierig ist, da die Wissenschaft noch nicht in der Wissensgesellschaft des Internets angekommen ist. Immer noch stehen Veröffentlichungen im Printbereich im Vordergrund wegen der Citations (obwohl in der Regel die Verlagsverträge der kommerziellen Ausbeutung öffentlich finanzierter Forschung Zweitveröffentlichungen nicht ausschliessen, findet man so gut wie keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und schon gar nicht hochschulübergreifende thematische Sammlungen im Internet)
  • Filme und Audiodateien wie sie zum Beispiel gebührenfinanzierte von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von ARD, ZDF, ARTE (siehe zum Beispiel Kathedralen – Wunderwerke der Gotik oder Europa im Mittelalter 2 – Städte und Kathedralen). Hier wird man vielleicht das Urheberrecht und/oder in D den Rundfunkstaatsvertrag anpassen müssen, der in dem 12. RAändStV (Zwölfter Rundfunkänderungsstaatsvertrag, Dank an Jörg Tauss für die Ergänzung) bildungs- und bürgerunfreundlich gestaltet wurde,  so dass öffentlich finanzierte Werke auch wie in den USA in die Public Domain gestellt werden. Interessant ist da der Ansatz der TU Delft, die ganze Vorlesungen in YouTube einstellt, siehe z.B. TU Delft OpenCourseWare Bouwkunde BK1030 – Grote gotische kathedralen (college 6, deel 1). Aber auch andere Filme in YouTube (siehe zum Beispiel Film über Saint-Denis) sind hinzuzufügen.
  • Zu überlegen  sind offene Annotationen von Benutzern (wie man sie von Qype kennt).

Eine mögliche IT-Architektur kann dann so aussehen, dass man eigene und fremde Daten in einem Datawarehouse sammelt und dann mittels eines APIs auf Geodarstellungen (Satellitenfotos, Karten, usw.) anzeigt und sie „anklickbar“ macht zur Darstellung von Daten in Browserfenstern (Text, Audio, Video), wie es sich in einer Vielzahl von Prjekten bewährt hat.

Mögliche IT-Architektur

Neben der georeferenzierten Ansicht sind natürlich Darstellungen auf einer Zeitleiste (Timeline wie neulich bei Facebook diskutiert) denkbar oder gar nur textuelle.

Natürlich müsste anfänglich Schweiß auf die Fragen nach Ontologie und Taxonomie verwendet werden, um einerseits umfassend Daten erheben, speichern und darstellen zu können und andererseits die gleiche Logik auch für andere Projekte nutzen zu können. Herbert Kubicek hat auch darauf hingewiesen, dass man beim harten Kern der Open Data aus der Verwaltung auf eine Metadatenebene nicht verzichten kann und sucht Anregungen bei einem  EU-Projekt INSPIRE (siehe Kubicek: Datenkataloge für Open Data – Auf die Metadaten kommt es an). Vielleicht können auch Ergebnisse aus anderen Forschungsprojekten genutzt werden (z.B. MACE Metadata for Architectural Contents in Europa ein EU-Forschungsprojekt zur Architekturgeschichte).

Auch muss die Portalsprache überlegt sein. Zunächst wird man in deutsch anfangen und dann die zentraleuropäischen Sprachen übertragen (Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch,  usw.). Chinesisch für den Tourismus einer aufstrebenden Mittelschicht ist zu überlegen. Lateinisch wäre eine Herausforderung.

Für den Anfang habe ich eine Tabelle erstellt mit ca. 200 gotischen Bauwerken jeweils mit Anfangsjahr (ggf. dem Startjahr der gotischen Überprägungen bei romanischen Bauten), Fertigstellungsjahr, heutiger Staat, Stadt, Name und Link zu Wikipedia. Download der Tabelle (xlsx-Format): Gothics-005

Das Portal soll gemeinnützig und gemeinfrei sein: offene Daten. Open Data. Also die Nutzung soll die Bildung in allen Lebensstufen (Schule, Studium, Beruf, Seniorität) kostenfrei sei zur Erreichung von maximaler Wissenseffizienz und Exzellenz. Die Inhalte sollten weiter verwendet werden dürfen.

Wie man unschwer erkennen kann, erfreut sich die Gotik auch bei der Europäischen Zentralbank größter Beliebtheit:

20 Euroschein (Quelle: EZB)

Sprechen wir also über Geld.

Ich würde dieses Projekt gerne machen und suche Mitstreiter zur tatkräftigen Unterstützung und zur Finanzierung. Eine Feasability Studie sollte mit guter Qualität mit 500 T€ erstellbar sein. Gunter Dueck meint, dass inklusive der Möglichkeit für drei Dissertationen einer wissenschaftlichen Begleitung ein Projekt dieser Art im Bereich von 5 Mio. € Kosten liegt. Ich bin ein großer Fan von Crowd-Sourcing (also dass eine Vielzahl von Leuten suchend mitarbeitet wie wir es bei Guttenplag gesehen haben). Aber der Spaß der Meute auf der Jagd nach Wissen darf nicht zur Ausbeutung missbraucht werden. Deswegen müssen die Grundpfeiler durch finanziert sein, bevor wir anfangen. Ich bin für jede Anregung dankbar, sei es aus dem Bereich der Stiftungen, des Staates, der Kirchen oder wer immer bereit ist, auch finanziell den nächsten Schritt in eine exzellente Wissensgesellschaft zu gehen. Anregungen nehme ich auf jedem Kanal entgegen: Für die, die das Literaturverzeichnis nicht lesen wollen, hier meine E-Mail-Adresse:

wk@wolfgang-ksoll.de

Eine Adresse für Papier-Mail (Post hieß das, glaube ich)  findet sich im Impressum.

Gotische Kathedralen – next big thing! Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Literaturverzeichnis

Auch in der Zeit des Internets kann es manchmal hilfreich sein, in gedruckte Literatur zu schauen. Deshalb hier wenige Hinweise auf zum Thema passende Sachliteratur und Belletristik. Der Einfachheit halber sind auch Links zu Amazon hinterlegt, aber ich habe empirisch geprüft, dass alle Bücher auch im geostationären Handel erwerblich sind.

Sachbücher

  • Georges Duby: Die Zeit der Kathedralen. Kunst und Gesellschaft 980-1420. suhrkamp taschenbuch wissenschaft. Original: 1966. ISBN 978-3-518-28611-1. 17,50 €. Brillantes Werk, das die ideologischen Zeitumstände der Gotik hervorragend beschreibt, wobei Dubys Schwerpunkt immer die soziolgische Sicht ist.
  • Rolf Toman (Herausgeber): Gotik – Architektur Skulptur Malerei. h.f.ullmann. Original: 2004 von Tandem Verlag GmbH. ISBN 978-3-8331-5577-2. Printed in China. 10,00 €. Umfassendes Werk mit sehr vielen, prächtigen Farbfotos auf 520 Seiten. Auch theoretische Artikel und auch profane Bauwerke.
  • Francisca Prina: Geschichte der Architektur – Gotik. Prestel Verlag München, 2011. ISBN 978-3-7913-4592-5. 19,95 €.  Schöne Einführung mit prächtigen Farbfotos auf 142 Seiten.
  • Martin Papirowski und Susanne Spröer: Giganten der Gotik. 2011 DuMont Buchverlag, Köln. ISBN 978-3-8321-9392-8. 29,95 €. Im Oktober 2011 erschienenes, reich bebildertes  Buch zu dem ARD-Film von Ostern 2011.
  • Gunter Dueck: Professionelle Intelligenz. 2011. Eichborn-Verlag. ISBN 978-3821865508. 19,95 €.
  • Umberto Eco: Die Geschichte der Schönheit. Storia della Bellezza. 2004. dtv. ISBN 978-3-423-34369-5. 24,90 €. Wunderschönes Bilderbuch durch die Jahrtausende mit Skulpturen, Architektur, Malerei, Zeichnungen, Fotografie.

Belletristik

  • Ildefonso Falcones de Sierra: Die Kathedrale des Meeres. Roman. Fischer tb, Original: 2006. ISBN 978-3596175116.  12,95 €. Erstlingswerk des Autors zum Bau der Kathedrale des Meeres im 14. Jahrhundert seiner Heimatstadt Barcelona. Siehe auch meinen Artikel: Die Welt mit Google-Earth erforschen.
  • Frank Schätzing: Tod und Teufel. Roman. Goldmann. ISBN 978-3-442-45531-7. 8,95 €.  Der Kriminalroman spielt im Köln des Jahres 1260, wo der Dombaumeister vom Gerüst stürzt. „Höllisch gut und teuflisch spannend!“
  • Umberto Eco: Der Name der Rose. Roman. dtv.  Original: 1980. ISBN 978-3-423-10551-4. 9,90 €. Kriminalroman in fiktiver Benediktiner-Abtei in den Bergen im Jahre 1327.  Schildert den Kampf verschiedener katholischer Orden (Dominikaner vs. Franziskaner) um die Vernunft. Aristoteles oder Inquisition und Dogma? Mit Sean Connery in Glanzrolle auch 1986 verfilmt. Der Titel spielt an auf den „Roman der Rose“ aus dem 13.  Jahrhundert, wo die Rose das Symbol für die Frau ist, insbesondere Maria, wenn wir die Rose in der gotischen Kathedrale finden.
  • Robert Schneider: Kristus. Roman. 2004. Aufbau Verlag. ISBN 3-35103-013-4. 9,95 €. Geschichte der Wiedertäufer in Münster/Westfalen, deren Leichname man in Käfige an die Lamberti-Kirche zur Abschreckung hing, wo die Käfige noch heute hängen.
  • Ken Follet: Die Säulen der Erde. 1989. Bastei Lübbe Verlag. ISBN 978-3-404-11896-0. 10,99 €. Epischer Roman von fast 1.300 Seiten über die Geschichten um den Bau einer gotischen Kathedrale im fiktiven englischen Ort Kingsbridge in England von 1123-1173. Die deutsch-kanadische Verfilmung von 2010 erstreckt sich über vier Filme von je 100 Minuten. Einen Teaser gibt es bei YouTube hier. Einige Filme zur Entstehung des Filmes gibt es bei SAT1. Der Film ist auch auf DVD und Blueray erhältlich.

Danksagungen

Dank an meine Gattin für die Anregung zu Wien und Paris.
Dank an Gunter Dueck für Inspiration und Hinweise.
Dank an Boris Petkoff, dass er mir 1998 mit seinem Buch Wissensmanagement und zahllosen Diskussionen Ontologien und Niklas Luhmann nahe gebracht hat.

Update 27.10.2011: Gunter Dueck hat seine Idee am 20.10.2011 noch einmal vorgetragen beim #JamCamp, Leidenschaft 2.0. Der Vortrag ist als Video hier zu sehen. Ab Minute 24:00 erwähnt er auch diesen Artikel hier 😉

Update 29.10.2011: Zwei Ergänzungen im Literaturverzeichnis: „Giganten der Gotik“ und „Die Säulen der Erde“

Update 24.6.2012: Ergänzender Artikel: Gotische Kathedralen: der Xantener Dom – Open Data?

Update 3.11.2012: Ergänzender Artikel: Gotik und Google – ein Dreamteam

Update 196.6.2014: Ergänzender Artikel: Gotische Kathedralen: Notre-Dame de Paris – Open Data?

Update 8.8.2015: Dissertation: Chibidziura, Ute (2001) Das mittelalterliche Zisterzienserkloster Neuberg an der Mürz. Seine Stellung in der gotischen Architektur Österreichs. Dissertation, Universität zu Köln. Link Uni Köln . 502 Seiten.
Mit umfangreicher Baubeschreibung sowie Steinmetzzeichen und deren Vergleich in Österreich.

Update 17.10.2016: Georg Dehio: Über den Einfluß der französischen auf die deutsche Kunst im 13. Jahrhundert. 1900 (Scan, 16 MB). Dehio Gotik1

Ende

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12 Antworten auf Gotische Kathedralen: ein Open Data Projekt?

  1. Pingback: Gotische Kathedralen – ein Open Data Projekt? | KoopTech

  2. Arend Steenken sagt:

    Spannend!
    Aber – ich muß den Beitrag noch einmal in Muße durcharbeiten.

  3. Hallo Wolfgang
    Klingt sehr spannend (auch wenn ich selber von Gothik kaum eine Ahnung habe), muss den Artikel nochmals in Ruhe lesen und wirken (lassen), siehe Kommentar von Arend – zuviel Anderes um die Ohren. Aber die grundsätzliche Idee der Open Data finde ich mehr als reizvoll…

    Liebe Grüße aus Lima, Jürgen

  4. Sehr geehrter Herr Ksoll,
    die Idee ist großartig und Ihr Beitrag über die Gotik bietet für seine Umsetzung eine sehr gute Motivierung des Lesenden. Sehr geerne würde ich mich dem Projekt anschließen, doch leider fehlt mir hierzu die Zeit. Mir ist Vieles von dem, was Sie über die Gotik beschreiben, gut bekannt – vor allem interessiert mich der Zusammenhang von Gotik, mehrstimmiger Musik (z. B. Palaestrina) und dreidimensionaler Malerei (van Dijk). Doch fehlt mir einfach die Zeit für eine seriöse Zuarbeit.
    Sehr dankbar bin Ich für Ihren Hinweis auf Professor Duecks Vorschlag, Bildungsmaterial für Schulen. usw. als Open Knowledge zusammenzutragen, damit Bildung als Allgemeingut unteilbar wird.
    Herzliche Grüße
    V. Franke

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  6. Stefan W. sagt:

    Der Kölner Dom wurde erst im 19. Jhr. beendet, und ist m.W. heute ein Fall permanenter Sanierung.

    Bis zur Kaiserkrönung Karls des Großen im Jahre 800 n. Chr. haben sich die Katholiken weiterentwickelt von einer verfolgten jüdischen Sekte, deren Gründer von den Römern in Jerusalem ans Kreuz genagelt wurde,

    Dafür gibt es keine historisch harten Belege. Siehe: http://hpd.de/node/12044?page=0,0

    durch Inquisition und Hexenverbrennung wurde die Bevölkerung dezimiert und Ungläubige ausgerottet,

    Was ist mit „dezimiert“ gemeint? Meines Wissens wurden in der Inquisition einige 10 000 Menschen getötet – eine Bevölkerungsdezimierung darin zu erkennen erscheint mir unangemessen.

    Allerdings ist die Gotik die Architektonische Begleitmusik zur menschenverachtenden Ideologie des Christentums und wie man angesichts dessen auf die Idee kommt sich

    für ihre Schönheit begeistern,

    statt die Hässlichkeit aufzuzeigen, ist mir schleierhaft.

    Offenbar ist man nur in der Lage die Vergangenheit zu bewältigen, wenn mit großen Lettern „Faschismus“ drauf steht. Folter und Verfolgung anderer Epochen wird dagegen verharmlost und ästhetisiert.

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  8. Ralf Josephy sagt:

    Nun ich bin ja im Ausstausch mit dem Dombaumeister in Köln. Das Schwerpunktthema mit Elinor Ostrom ist „Sustainability“. Aber Sie kennen ja das Problem des Bonner Stein …, in diesem Fall hilft der Chemiegürtel. Man kann also Steine chemisch so bearbeiten, dass die helle Farbe länger hält. Ob auch der Stein länger hält, wird die Zeit erweisen.

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